Tätigkeitsbericht 2019
Caritasverband für den Landkreis Dillingen / Donau e.V.
Tätigkeitsbericht 2019
Tätigkeitsbericht der Arbeitsbereiche
Allgemeine Sozialberatung (ASB)
Die Allgemeine Sozialberatung ist häufig eine erste, wichtige Anlaufstelle für Ratsuchende in persönlichen und materiellen Problemlagen. Nach Klärung der Situation, wobei oftmals eine Krisenintervention zur Existenzsicherung erforderlich ist, folgt ggf. eine Weitervermittlung an entsprechende Stellen wie Fachdienste, Sozialhilfeträger, Pflegekassen oder spezifische Beratungsstellen.
Ein großer Teil der Ratsuchenden beziehen Sozialleistungen wie ALG II oder Grundsicherung, teilweise auch ALG I, Krankengeld oder Renten. Andere sind in Beschäftigungsverhältnissen, die die Existenzgrundlage nicht sicherstellen.
Gründe für die Kontaktaufnahme sind häufig fehlende Informationen und Schwierigkeiten beim Stellen von Leistungsanträgen, mangelndes Geld für den Lebensunterhalt, Probleme mit der Bewilligung von Arbeitslosengeld, Rückforderungsansprüche des Jobcenters oder anderen Stellen, eine drohende oder bereits vollzogene Stromsperre, Mietschulden, offene Nebenkostennachzahlungen, fehlender Brennstoff oder einmalige Bedarfe wie z. B. Haushaltsgeräte oder Einrichtungsgegenstände. Ebenso ist fehlender freier und vor allem bezahlbarer Wohnraum im Landkreis nach wie vor ein sehr großes Thema.
Im Jahr 2019 konnten 214 Klienten (VJ 263) in insgesamt 626 Beratungen (VJ 841) unterstützt werden. Die Inanspruchnahme der ASB sank gegenüber dem Vorjahr um 49 Personen, was primär mit dem personellen Ausbau der Schuldner- und Insolvenzberatung zusammenhängt. Ratsuchende, die vorrangig eine Schuldenproblematik haben, konnten seit diesem Jahr schneller in den Bereich der Schuldner- und Insolvenzberatung integriert werden und dort zeitnah einen Termin zur Existenzsicherung in Anspruch nehmen. In den Jahren zuvor wurden diese Klienten weitestgehend zunächst in der ASB betreut, bis ein Erstgespräch in der Schuldner- und Insolvenzberatung möglich war.
Von den Ratsuchenden im Bereich der ASB hatten hierbei 147 (VJ 143) Haushalte finanzielle Krisen, 69 (VJ 78) Anliegen im Bereich Schulden und 68 (VJ 78) Haushalte Probleme mit dem Jobcenter. Bei 59 (VJ 60) Ratsuchenden lagen psychische Erkrankungen vor und 55 (VJ 75) hatten Anliegen hinsichtlich Wohnungsangelegenheiten. Ebenso ging es bei 53 (VJ 57) Personen um diverse Krankheiten, bei 26 (VJ 29) um eine Behinderung, bei 20 (VJ 21) um eine Suchtproblematik sowie bei 13 (VJ 19) um eine Straffälligkeit (Mehrfachnennungen sind möglich). Im Gesamten lag die Anzahl der vereinbarten Termine bei 750 (VJ 951).
Kurberatung
Tradiert bietet der Caritasverband im Rahmen der ASB auch eine Beratung für Mütter und Väter zur Rehabilitation (Kurberatung/Müttergenesung) an. Im Berichtsjahr wurden 18 (VJ 16) Mütter mit 53 (VJ 36) Kindern beraten und teilweise in Maßnahmen (5) vermittelt.
Schuldner- u. Insolvenzberatung (SB)
Die Schuldner- und Insolvenzberatung ist eine wesentliche Hilfe für überschuldete Ratsuchende in finanziellen Schwierigkeiten. Eine ungelöste Schuldensituation wirkt sich stets negativ auf viele Lebensbereiche aus - persönliche Befindlichkeit und Verhaltensweisen, Arbeitsstelle, Wohnraum, soziale Beziehungen. Eine Regulierung, zumeist mit Hilfe des Insolvenzverfahrens, ermöglicht in den meisten Fällen einen wirtschaftlichen Neubeginn und eröffnet neue Lebensperspektiven.
Die Finanzierung der Insolvenzberatung wurde zum Jahr 2019 nach vielen Jahren der Verhandlung zwischen dem Freistaat Bayern und den Trägern neu geregelt, indem ab Januar 2019 eine pauschale Finanzierung eingeführt und der Haushaltsansatz deutlich erhöht wurde. Dabei erhalten die Kommunen bzw. Landkreise finanzielle Mittel, zusammengesetzt aus einer Grundförderung und einem Zuschlag in Abhängigkeit von der Einwohnerzahl. Der Landkreis Dillingen beauftragte als langjährigen Träger der Insolvenzberatung den Caritasverband und reicht die Mittel an diesen weiter. Dadurch konnte dieser Dienst personell deutlich ausgebaut werden.
Die statistischen Angaben zu den Klientenzahlen sind aufgrund der Umstellung der EDV zum Jahr 2019 ggf. nicht in allen Details mit den Angaben der Vorjahre vergleichbar. Die Anzahl der tatsächlich beratenen Haushalte ist von 156 auf 193 Haushalte spürbar angestiegen. Die darin enthaltene Anzahl der betroffenen Haushaltsmitglieder beträgt 467 Personen. Die durchschnittliche Wartezeit zwischen Anmeldung und Beratung beträgt rund 4 Wochen. Ziel ist es, eine möglichst zeitnahe Beratung gewährleisten zu können.
Ambulanter Hospizdienst
Es wurden insgesamt 160 Menschen (VJ 156) von den ehrenamtlichen Hospizbegleitern und den hauptamtliche Koordinatorinnen in 1252 (VJ 961) Einsätzen begleitet. Hierbei wurden fast 1000 Stunden (VJ 1692) Stunden von den Ehrenamtlichen geleistet und die Hospizhelfer legten fast 11.000 Kilometer zurück. Die hauptamtlichen Koordinatorinnen selbst leisteten zusätzlich 335 (VJ 467) Begleiteinsätze. Für die Ehrenamtlichen wurden über 20 Gruppensupervisionen angeboten sowie monatliche Gruppentreffen unter Leitung der Fachkräfte durchgeführt. Eine erhebliche Anzahl von Fortbildungen (extern u. intern) bzw. Vorträge, Hospiztage und öffentliche Veranstaltungen sowie Netzwerkarbeit wurden von den Fachkräften organisiert bzw. durchgeführt. Die Hauptamtlichen nahmen an verschiedensten Fortbildungen und Supervisionssitzungen teil. Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit sowie der Vernetzung mit Einrichtungen und Diensten fanden Vorträge und Palliativtreffen statt. Zum Sommer verließ eine Koordinatorin den Dienst. Die Stelle konnte zeitnah wieder besetzt werden. Im Dezember trat eine weitere Koordinatorin im Rahmen des personellen Ausbaus ihren Dienst an. Überraschend verließ zum Jahresende eine langjährig beschäftigte Mitarbeiterin den Hospizdienst.
Trauerbegleitung - Lebenscafé
Insgesamt sechs ausgebildete Ehrenamtliche engagierten sich im Lebenscafé, welches in Zusammenarbeit mit der Pfarreiengemeinschaft Dillingen seit März 2012 als Angebot zur Trauerarbeit angeboten wird. Das Lebenscafé hatte 12-mal geöffnet mit insgesamt 68 (VJ 87) Besuchern. Trauernde erhielten darüber hinaus Unterstützung in Form von Einzelbegleitungen. Die ehrenamtlichen Trauerbegleiterinnen und -begleiter leisteten insgesamt über 140 Stunden Dienst.
Nachbarschaftshilfen
"Zeit teilen" Dillingen
Im Berichtsjahr 2019 gab es 19 (VJ 17) ehrenamtliche Helfer, von denen 11 (VJ 11) im Einsatz waren. Insgesamt wurden 30 Anfragen (VJ 21) bearbeitet. Hierbei konnten 15 (VJ 18) Hilfen direkt vermittelt werden, bei weiteren 12 Anfragen (VJ 3) wurden Hilfen weitervermittelt. Die Vernetzung mit anderen Nachbarschaftshilfen und Diensten im Landkreis gewinnt zunehmen mehr an Bedeutung. Die Helfer trafen sich dreimal zum Austausch und zu fachlichen Fragen bzw. zu Vorträgen zu unterschiedlichen Themen. Des Weiteren waren die ehrenamtlichen Helfer zum großen Sommerfest des Caritasverbands eingeladen. Die Koordination wird von einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin in Zusammenarbeit mit einer Caritasmitarbeiterin durchgeführt. Die ehrenamtliche Koordinatorin führte über die normale Koordinationstätigkeit hinaus 21 Einzel- und Erstgespräche mit Helfern sowie Arbeitsgespräche mit der Caritasmitarbeiterin. Darüber hinaus nahm sie an 2 Vernetzungsbesprechungen teil.
KeBS Kesseltaler Bürger Service
Seit 2009 ist der Caritasverband Mitträger des KeBS, der im Berichtsjahr erneut stark in Anspruch genommen wurde. Insgesamt engagieren sich etwa 30 Ehrenamtliche im Oberen und Unteren Kesseltal. Die Hauptaufgabe besteht darin, Unterstützung bei der Mobilität von Senioren zu leisten. Insgesamt wurden 449 (VJ 348) Einsätze durchgeführt und 10300 (VJ ca. 6531) Kilometer zurückgelegt. Dabei machen Fahrten zu Ärzten neben sonstigen Fahrten (Einkäufe, Krankenhaus, Gottesdienst, und Sonstige) den Hauptanteil für den Unterstützungsbedarf aus. Gegenüber dem Vorjahr ist die Inanspruchnahme dieses ehrenamtlichen Projekts erneut deutlich gestiegen.
Pflegende Angehörige
In 2019 wurden die noch bestehenden vier Angehörigengruppen (Aschberg, Dillingen, Wertingen u. Wittislingen) bei Bedarf begleitet. Schwerpunkt hierbei war die Begleitung und Unterstützung der ehrenamtlichen Leiterinnen in den Gruppen. Langfristig wird es kaum noch Bedarf an dieser Form der Unterstützung für pflegende Angehörige geben. Schon jetzt gibt es kaum mehr aktiv Pflegende in den Gruppen.
Dillinger Tafel
Das größte ehrenamtliche Projekt ist die Dillinger Tafel mit den vier Ausgabestellen in Dillingen, Höchstädt, Lauingen und Wertingen. Etwa 230 Ehrenamtliche engagierten sich in den insgesamt 16 Ausgabegruppen, die sich wöchentlich abwechseln. Mit über 812 (VJ 800) berechtigten Menschen die über einen Tafelausweis 2019 verfügten, hat sich die Zahl der Tafelkunden etwas erhöht. Das Einholen bei über 40 Märkten und Lieferanten, das (Aus)sortieren und die Ausgabe der gespendeten Lebensmittel ist eine herausfordernde logistische Leistung, die wöchentlich von den Ehrenamtlichen in ungezählten Stunden erbracht wird.
Dieser Hilfebereich wird durch den Caritasverband personell im Hintergrund ("Back Office") im Verwaltungsbereich, Leitung usw. unterstützt. Die Arbeitsorganisation ruht auf den Schultern der ehrenamtlichen Koordinatoren, Beauftragten und Gruppenleitern. Grundsätzliche Entscheidungen und Regelungen trifft das Leitungsteam, welches aus den Koordinatoren, den Beauftragten und Vertretern des Caritasverbandes besteht.
Ambulant Betreutes Wohnen
Das ABW stellt eine wichtige Säule in der komplementären Versorgung psychisch erkrankter Menschen dar. In Verbindung mit der Tagesstätte und dem Sozialpsychiatrischen Dienst in Trägerschaft des Caritasverbandes erfolgt damit eine breit aufgestellte Versorgung dieser Klientel. Im Berichtsjahr wurden insgesamt 35 (VJ 30) Klienten in aufsuchender und begleitender Form unterstützt. Zum 31.12.2019 lag die Zahl der betreuten Klienten bei 30 (VJ 27) und der Umfang der genehmigten Betreuungsstunden pro Woche bei 130 (VJ 118). Der Dienst ist ein sehr herausfordernder Dienst, mit ständig wechselnden Problemlagen und erfordert von den Beschäftigten eine hohe Flexibilität und großes Einfühlungsvermögen. Große Probleme bereiteten langfristige Krankheitsausfälle sowie Beschäftigungsverbote wegen Mutterschutzanforderungen. Es fällt zunehmend schwer, anerkennungsfähige Fachkräfte mit entsprechender Berufserfahrung mit der Klientel zu finden.
Insgesamt steigerte sich dieser Hilfebereich in den letzten Jahren langsam aber kontinuierlich. Zum Jahresende waren insgesamt 12 (VJ 10) Mitarbeiterinnen sowie stundenweise eine Verwaltungskraft in diesem Bereich beschäftigt.
Tagesstätte für psychische Gesundheit.
Wie bereits die letzten Jahre wurde auch 2019 die Tagesstätte für psychische Gesundheit von Menschen mit einer psychischen Erkrankung sehr gut angenommen. Den vom Bezirk Schwaben geförderten 18 Plätzen stehen monatlich im Durchschnitt 27 fiktiv abrechenbare Plätze gegenüber. Dies bestätigt auch in 2019 die Bedeutung und Notwendigkeit eine tagesstrukturierende Einrichtung in der Region vorzuhalten. Ein beschäftigungstherapeutisches Angebot, das fördert, fordert und auch Spaß macht, wird täglich von durchschnittlich 25 Personen angenommen.
Eine gute Auftragslage über das ganze Jahr hinweg bot die Möglichkeit täglich Beschäftigung anzubieten, die durch ein Motivationsgeld bei entsprechender Mitarbeit anerkannt werden konnte. Wurden zu Beginn der Tagesstätte 2007 Aufträge eines Auftraggebers bearbeitet, konnten gerade auch in den letzten Jahren zusätzliche Auftraggeber gewonnen werden. Für die Besucher der Tagesstätte besteht damit ein sehr breit gefächertes Angebot, das die unterschiedlichen Fähigkeiten und die Belastbarkeit der einzelnen Klienten besser berücksichtigt. Im Frühjahr und Herbst 2019 konnten auf dem Haunsheimer Regionalmarkt Produkte, die im Kreativbereich entstanden sind, erfolgreich verkauft werden. Hierbei wurden auch wieder zahlreiche interessierte Marktbesucher über die Arbeit und Ziele, die in der Tagesstätte verfolgt werden, informiert. Auch die Teilnahme an der "Lauinger Messe" im Frühjahr stand unter dem Motto der "Öffentlichkeitsarbeit". Bilder, die im Kreativbereich entstanden sind, wurden im Rahmen der " Tage der seelischen Gesundheit " erfolgreich präsentiert. Organisiert und ausgerichtet wurde zudem das Treffen der Leiter aller schwäbischen Tagesstätten, welches dem fachlichen Austausch und der Vernetzung dient. In den Räumlichkeiten der Tagesstätte fanden auch verschiedene Informationsveranstaltung statt, mitunter auch zum Thema " Genesungsbegleitung ". Bereits seit drei Jahren unterstützt und ergänzt eine Genesungsbegleiterin erfolgreich das multiprofessionelle Team der Tagesstätte. Ein Schwerpunkt hierbei liegt in der Organisation und Durchführung von Freizeitangeboten. So konnte zum Beispiel kurz vor Weihnachten das BSH - Werk in Dillingen besichtigt werden.
Nach wie vor werden die Räumlichkeiten der Tagestätte von verschiedenen externen Selbsthilfegruppen genutzt und der Sozialpsychiatrische Dienst bietet täglich Außensprechstunden an.
Sozialpsychiatrischer Dienst.
Der SpDi stellt eine wichtige Anlauf- u. Beratungsstelle für Menschen mit psychischen Erkrankungen / Behinderungen dar. So wurden 454 (VJ 403) Klienten mit insgesamt 4270 (VJ 4186) Beratungsstunden betreut. Davon fanden 330 Beratungen als Hausbesuche, 441 in Außensprechstunden und 43 Klinikbesuche statt. Darüber hinaus erfolgten 115 Begleitungen außerhalb des Dienstes z.B. zu Ämtern oder Ärzten.
Damit baute der SpDi seine wichtige Aufgabe der Klärung des Beratungs- bzw. Hilfebedarfs (Clearingfunktion) im Sinne des Case-Management-Ansatzes weiter aus. Weiterhin konnte der SpDi neben der Einzelberatung mit zwei fachlich geleiteten Gesprächsgruppen, einer angeleiteten Angehörigengruppe sowie vier Freizeitgruppen und vier Selbsthilfegruppen durch ehrenamtliche Mitarbeiter aufwarten. Zusätzlich wurde als neues Angebot eine Kontaktgruppe für Menschen über 60 Jahren installiert. Außerdem hielten die Mitarbeiter des SpDi einmal monatlich Vorträge zu psychoedukativen Themen. Darüber hinaus wurde ein "Soziales Kompetenztraining" durchgeführt und es erfolgten Freizeitangebote. Außerdem fand eine intensive Mitarbeit in den landkreisweiten Netzwerken statt und es besteht eine Kooperation mit dem niedergelassenen Psychiater sowie dem Bezirkskrankenhaus Günzburg. Dort führte der SpDi einmal monatlich Außensprechtage durch, um das Beratungsangebot den Patienten vorzustellen und mögliche Schwellenängste abzubauen. Weiterhin wurde im Rahmen des Entlassmanagements mit dem Bezirkskrankenhaus zusammen gearbeitet. Unterstützung in der Begleitung der Klienten erhielten die Fachkräfte durch eine Genesungsbegleiterin im Rahmen des Ex-In-Programms.
Gremien / sonstiges
In den Gemeindepsychiatrischen Steuerungsverbund im Landkreis Dillingen (GPSV) entsendet der CV in die verschiedenen Arbeitskreise und Gremien Mitarbeiter. Der Geschäftsführer ist Mitglied des Rates des GPSV. Weiterhin ist die Geschäftsführung Mitglied in folgenden Gremien: Dekanatsrat, Jugendhilfeausschuss, Sozialbeirat und im Beirat des Jobcenters Dillingen sowie in verschiedenen Gremien des Diözesancaritasverbandes in Augsburg.
Dillingen, 19.03.2020
Stephan Wolk, 1. Vorsitzender Stephan Borggreve, Geschäftsführer