"Das wertvollste Geschenk ist die persönliche Zeit"
Ehrenamtliches Engagement bei der Nachbarschaftshilfe "Zeit teilen" des Caritasverbandes für Hilfesuchende in Dillingen
Die Verantwortlichen des Caritasverbandes Dillingen, 1. Vorsitzender Stephan Wolk und Geschäftsführer Stephan Borggreve, trafen sich vor kurzem mit den Ansprechpartnerinnen der Nachbarschaftshilfe "Zeit teilen", Anneliese Mayr und Kathrin Broda, um sich mit der Ist-Situation des ehrenamtlichen Angebots zu befassen. Hierbei tauchten Fragen auf, wie z.B. welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf die Nachbarschaftshilfe? Was macht dies mit den Hilfesuchenden und den Helferinnen und Helfern? Wie kann es weitergehen? Und wie gehen wir mit dem Neben- oder Miteinander auf dem Markt des ehrenamtlichen Engagements, um? Seit Beginn der Pandemie 2020 ist bei der Nachbarschaftshilfe "Zeit tei-len" ein Rückgang der Anfragen zu verzeichnen. Verschiedene Hilfen mussten auf Grund der Vorsichtsmaßnahmen bis auf weiteres eingestellt oder Corona-konform reduziert werden. Ein Großteil der derzeit aktiven Helferinnen und Helfer zählt selbst zur Risikogruppe, weshalb der Caritasverband eine Fürsorgepflicht gegenüber seinen ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen wahrzunehmen hat.
Die Nachbarschaftshilfe "Zeit teilen" entstand unter der Federführung des Caritasverbandes 2007 in den Dillinger Pfarreien im guten ökumenischen Miteinander mit der Absicht, dass dort, wo natürliche Nachbarschaften nicht mehr greifen, Helfer/innen bedingungslos zur Verfügung stehen, um den Hilfebedarf möglichst aufzufangen. Hierbei übernahm der Wohlfahrtsverband dabei nach seinem originären Auftrag und im Verständnis von gemeindeorientierter Sozialer Arbeit die Koordination.
Im Laufe der Jahre hat sich in den Anfragen und im Hilfeverständnis manches geändert. Die neuen Pflegestärkungsgesetze geben beispielsweise vor, welche Leistungen die Gesund-heitspolitik abdeckt. Für die ehrenamtlich Engagierten in der Nachbarschaftshilfe "Zeit teilen" haben sich folgende Hilfsangebote herauskristallisiert: Besuchsdienste, im begrenzten Umfang auch zur Entlastung von Angehörigen, Begleitdienste zum Spazieren gehen, zum Arzt, zum Friedhof, zur Kirche, Einkaufshilfe bei Besorgungen, Unterstützung beim Ausfüllen von Formularen und Fahrdienste in sehr begrenztem Umfang.
"Die eingehenden Anfragen sind vielfältig" berichtet Kathrin Broda als Ansprechpartnerin des Caritasverbandes. "Teilweise werden Hilfen von kurzer Dauer angefragt. Es ergeben sich aber auch Kontakte über einen längeren Zeitraum, die mitunter in eine vertrauensvolle freundschaftliche Beziehung münden". Jeder Ehrenamtliche bestimmt selbst, für welche Hilfeleistungen und in welchem zeitlichen Umfang er tätig sein möchte. Hierbei wird der Helfer nach dem Hilfeverständnis des Caritasverbandes, d.h. auf Grundlage des christlichen Menschenbildes, das sich in der jeweiligen Situation in tätiger Nächstenliebe zeigt, aktiv. Es handelt sich hierbei um ein völlig ehrenamtliches Engagement, sprich ohne eine Abgeltung der erbrachten Leistung, also anders, als z.B. bei den "modernen" Seniorengenossenschaften. Im Ehrenamt erlebt man jedoch durch sinnvolles, erfüllendes Tun, dass eine lebenswerte Gemeinschaft mitgestaltet und man dadurch viel Positives zurückbekommt.
"Das wertvollste Geschenk ist die persönliche Zeit", betont Mayr. Als ehrenamtliche Koordinatorin der Nachbarschaftshilfe stellt Anneliese Mayr den Kontakt zwischen den Hilfesuchenden und den passenden ehrenamtlichen Helfern her und steht auch während der Begleitung für Fragen zur Verfügung. Durch den direkten Kontakt mit den Ehrenamtlichen und den Hilfesuchenden erlebt sie viel positives Feedback. So freut sich beispielsweise Frau A. jedes Mal über den Besuch der ehrenamtlichen Mitarbeiterin der Nachbarschaftshilfe, da ihre eigene Familie weiter entfernt wohnt. Je nach Wetterlage unternehmen sie einen gemeinsamen Spaziergang oder verbringen eine schöne Zeit mit einem Spiel, einer Tasse Kaffee und guten Gesprächen.
Auch der ehrenamtliche Helfer Herr B. ist ein zuverlässiger Begleiter des Hilfesuchenden Herrn C., der ihn unter anderem zu ärztlichen Terminen begleitet und stets ein vertrauensvolles, offenes Ohr hat. Herr B. bestätigt, dass er spürt, dass er mit seinem Einsatz am richtigen Ort zur rechten Zeit ist und auf diese Weise gerne seine Zeit sinnvoll teilt.
Unabhängig von der eigenen Religion oder weltanschaulichen Grundhaltung können sich sowohl Ehrenamtliche als auch Hilfebedürftige an den Caritasverband wenden. Wer sich für die Mithilfe im unentgeltlichen Engagement innerhalb der Pfarreien Dillingen interessiert, kann gerne Kontakt aufnehmen. Neben dem persönlichen Einsatz, gibt es Treffen der Ehrenamtlichen in regelmäßigen Abständen zu Themen "rund um das Helfen". Anfallende Fahrtkosten für Einsätze werden nach Vorgabe des Bayer. Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales erstattet und der Caritasverband stellt den Versicherungsschutz während des ehrenamtlichen Einsatzes sicher.
Die Ansprechpartnerinnen im Caritasverband heben anerkennend, dankbar und lobend hervor, dass ihre Ehrenamtlichen in der Nachbarschaftshilfe "Zeit teilen" eine hohe Motivation und einen überzeugenden Einsatz für die Nächsten mitbringen. In der 2. Septemberhälfte werden sie sich, sofern es Corona zulässt, wieder treffen.
im Bild von links Anneliese Mayr, Stephan Wolk, Kathrin Broda
Bild: Stephan Borggreve