Bayerische Jahrestagung der Schuldner-, und Insolvenzberatung
Augsburg, 03.12.2018 (pca).Wer Schulden hat, glaubt oft, er sei der Einzige, dem so etwas passiert. Diese Erfahrung macht Schuldnerberaterin Eva Richter, Mitglied im Vorstand der Landesarbeitsgemeinschaft Schuldner- und Insolvenzberater in Bayern. Eine Erfahrung, die sie mit ihren Kolleginnen und Kollegen teilt. Bei der Jahrestagung der Schuldner- und Insolvenzberatung in Bayern im Haus St. Ulrich, Augsburg, diskutierten die Schuldner- und Insolvenzberater sowohl von den Wohlfahrtsverbänden als auch von den Kommunen, wie die Beratung künftig ausgebaut werden kann.
Geprägt wurde diese Tagung durch eine "positive Mitteilung", wie es Regina Hinterleuthner, Fachgebietsleiterin Schuldnerberatung beim Caritasverband der Diözese Augsburg, und Sprecherin der bayerischen Schuldnerberatungsstellen, bei einer Pressekonferenz formulierte: Am 1. Januar 2019 tritt - nach 20 Jahren Diskussion um die Finanzierung seit der Einführung der Insolvenzverordnung 1999 - ein Gesetz in Kraft, das die Schuldner- und Insolvenzberatung zusammenführt. Der Freistaat Bayern, der für die Insolvenzberatung verantwortlich ist und dafür bisher nach Fallpauschalen abgerechnet hat, delegiert von nun an auch diese Aufgabe an die Kommunen. Sie sind gesetzlich dazu verpflichtet, Schuldner- und Insolvenzberatung vorzuhalten. Diese betreiben die Kommunen entweder selbst oder in ihrem Auftrag die Wohlfahrtsverbände als Träger. Dafür nimmt der Freistaat im Jahr 2019 8 Millionen Euro in die Hand - das ist mehr als doppelt so viel wie bisher. Damit findet, so Regina Hinterleuthner, die "Zweigleisigkeit" ein Ende. Bisher sei es schon sehr schwer gewesen, zu unterscheiden: "Wo hört bei einer Beratungsperson die Schuldnerberatung auf, wo beginnt die Insolvenzberatung? Und: Wer hat was zu bezahlen?" Die Fallpauschalen seien bisher auch nicht kostendeckend gewesen.
Mit diesem Mehr an finanziellen Mitteln, die die Kommunen nach einem festgelegten Schlüssel erhalten - auf 130 000 Einwohner kommt eine Fachkraft für die Insolvenzberatung - kann nun noch mehr qualifiziertes Personal eingesetzt werden. "Kleinere Beratungsstellen können mit mehr Personal ausgestattet werden", sagte Klaus Hofmeister von der Schuldnerberatung München. Die Wartezeiten würden verkürzt. Durch den flächendeckenden Ausbau von Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen in Bayern würden bisher "weiße Flecken" verschwinden. Auch die psychosoziale Beratung und Begleitung von Schuldnern, wie auch die Qualitätsstandards könnten nun verbessert werden.
Nach den Gründen gefragt, warum Menschen sich heute verschulden, nannten die Experten ein ganzes Bündel von möglichen Faktoren: Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Unfälle. Weitere Stichworte waren hohe Mieten, Altersarmut und auch eine Werbung für Konsumgüter, bei der Menschen oft, "gnadenlos über den Tisch gezogen werden", so die Berater. "Sich einer Schuldnerberatung anzuvertrauen, falle den meisten schwer, weiß Regina Hinterleuthner, "Schulden zu haben, ist sehr schambesetzt." Betroffene kämen oft spät, bei einer existenziellen Krise. Etwa wenn die Bank kein Geld mehr auszahlt. Ein besonderes Augenmerk warfen die Experten bei der Tagung auch auf die multikulturelle Beratung.